A. Bühren, A.E. Schöller (Hrsg.): Familienfreundlicher Arbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte – Lebensqualität in der Berufsausübung
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„Tempora mutantur, ... “ die Bundesärztekammer positioniert sich zum Thema „Familienfreundlichkeit“ im ärztlichen Berufsalltag und in der medizinischen Ausbildung Auch wenn für medizinische Karrieren noch immer die klassisch männlichen Biografieverläufe als Blueprint gelten – der stetig steigende Anteil an Frauen in der Studierendenund Ärzteschaft gepaart mit einer Mangelsituation in der ärztlichen Versorgung macht es möglich: die Wichtigkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf tritt aus demSchatten der vermeidlichen „Frauenthemen“ und avanciert zum Kennzeichen kluger Personalpolitik im Gesundheitssektor. Vorbei die Zeiten, wo Arbeitgeber und Vorgesetzte bereits bei Einstellungsgesprächen den Stellenbewerberinnen mit der routinehaften Frage nach deren Familienplänen klar machten, dass der Wunsch nach Kind und Familie oder viel schlimmer noch bereits vorhandene Kinder auf gar keinen Fall die berufliche Verfügbarkeit tangieren dürften und de facto unerwünscht seien. Jetzt kehrt sich der Spieß um: Es ist nicht mehr länger die Frage, wie die einzelne Ärztin Ihren Nachwuchs organisiert, sondern welche Rahmenbedingungen Arbeitgeber für die gedeihliche Vereinbarkeit von Karriere und Beruf ihren ArbeitnehmerInnen zur Verfügung stellen. Familienfreundlichkeit hält auch im Gesundheitssystem Einzug. Mit der Publikation von A. Bühren und A.E. Schoeller trägt die Bundesärztekammer der Forderung des 105. Ärztetags in Rostock Rechnung, der anmahnte „Rahmenbedingungen zu schaffen, die bewirken, dass qualifizierte Ärztinnen und Ärzte unter Einbeziehung des genderMainstreaming die Chance erhalten in IhremBeruf tätig zu werden und zu bleiben, sich beruflich zu entfalten und ihre Kompetenzen sowohl in Leitungspositionen als auch in berufspolitischen Gremien einzubringen.“ (Beschlußprotokoll III,1) Wie familienfreundlicheRahmenbedingungen in Kliniken, Universitäten und im Ambulanten Gesundheitssektor konkret im Einzelnen gestaltet werden können, davon berichtet die Publikation anschaulich in vielen Beispielen von „good practice“, die allerdings schwerpunktmäßig aus Projekten der alten Bundesländer stammen ein Wermutstropfen in dieser Publikation, denn immerhin stehen die neuen Bundesländer in einer ganz anderen Tradition der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen. Ein geschichtlicher Exkurs in die stattlich geregelten Kinderbetreuungskonzepte im Gesundheitswesen der ehemaligen DDR wäre an dieser Stelle sicherlich spannend zu lesen gewesen. Neben der Beschreibung gelungener und gendergerechter Arbeitskonzepte und Checklisten legen die Herausgeberinnen eindrücklich dar, dass Familienfreundlichkeit als Teil der Unternehmenskultur im Gesundheitssektor verstanden und strukturell in den betreffenden Institutionen verankert werden sollte: Familienfreundlichkeit als Ausdruck derMitarbeiterorientierung undWertschätzung des „Faktors Mensch“ im Gesundheitswesen und in der medizinischen Ausbildung. Wenn man davon absieht, dass die Bebilderung dieser Hochglanzpublikation weitestgehend auf Stereotype glücklicherMutter-Kind-Harmonie zurückgreift und sowohl die Väter wie auch die Realität der Erschöpfung, die der Spagat von Familie und Beruf trotz allem mit sich bringt, ausblendet, ist das Buch gut lesbar und all denjenigen
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